Die 3. Geschichte

Winter 1999/2000

Die abenteuerliche Reise nach Panama oder die Notwendigkeit ein Kochbuch zu schreiben

Ein Tag an der mexikanischen Küste geht zu Ende

Die Reise nach Mexiko und ein unbotmäßiger Skipper
Es war Dezember 1999 geworden und die Vorbereitungen für die Besuche zum Weihnachtsfest bei den Schwiegereltern und zum Neujahrsfest bei meinem Bruder, einschließlich des Neujahrskonzertes der Dresdner Philharmonie, waren abgeschlossen. Alle Geschenke gekauft, der Wetterbericht hinsichtlich drohender Wetterkapriolen konsultiert und das Auto winterfest gemacht. Es stand uns ein beschaulicher Jahreswechsel bevor.
Dann kam es erstens anders, zweitens als man denkt. Jork, der wo was der Chef meiner Frau war und welch selbiger mich so sinnvoll beschäftigte, damit ich Hand gegen Koje auf seinen Jachten durch die Welt gurken konnte, machte uns den Vorschlag, den Jahreswechsel einmal ganz anders zu erleben, wenn wir Lust und Laune hätten. Wir hatten. Denn der Vorschlag bestand im Angebot, dass wir, also meine Frau Adelin (Ali), mein Töchterchen Susanne (Suse) und ich, gemeinsam mit ihm, seiner lieben Frau Ingeborg und seinem Sohn Malte die Westküste Amerikas von Guatemala nach Panama mit der SY „Sunstar“ hinunter segeln sollten. Der Törn war bis Ende Januar geplant. Ein überraschendes und grandios einmaliges Angebot, was nicht nur unsere ungeteilte Zustimmung fand, sondern auch eine mittelprächtige Panik auslöste. Arbeitsmäßig musste Urlaub umgeplant werden, die Flugtickets für Hin- und Rückflüge gebucht sowie sorgfältig das Reisegepäck auf die notwendigen Kilo beschränkt werden. Viel Zeit der Vorbereitung war ohnehin nicht, was sich auf die Buchung der Flugtickets auswirkte. Letztendlich waren diese so in der Abfolge organisiert, dass wir teilweise getrennt flogen, aber glücklicherweise zur gleichen Zeit in Guatemala Stadt eintrafen.
Die SY „Sunstar“ sollte sich nach der vorletzten Information im Hafen von Puerto Quetzal, südlich von Guatemala Stadt befinden. Also machten wir uns alle gut vorbereitet auf die Socken. Der Flug mit mehrmaligen Umsteigen und Übernachten ging von Berlin über Frankfurt, Houston, Managua nach Guatemala Stadt. Die Flüge verliefen ereignislos. Das Bemerkenswerteste war, dass ich auf dem Flugplatz von Managua einen so wohlschmeckenden Kaffee serviert bekam, dass ich bis heute nicht vergessen konnte, mir diesen aus 48 verschiedenen Sorten auswählen zu dürfen. Ein Plan ist schnell zu Fall gebracht, wenn ein fest eingeplanter Faktor nicht mehr mitspielt. Und dieser Faktor hieß Jens, welcher die „Sunstar“ nach Puerto Quetzal (Guatemala) bringen sollte, das aber nicht tat. Er wollte partout Mexiko nicht verlassen. Seine Ausrede war der Anlasser der Maschine, welcher nicht so recht wollte, wie er sollte. Er hatte tatsächlich einen Hieb. Der Anlasser. Aber ich ahnte dumpf, dass das etwas mit seinem Leben in dieser Region zu tun hatte. Er hat einige Zeit in diesen Ländern verbracht und sich wohl die Aufmerksamkeit der Behörden in Guatemala zugezogen. Mit anderen Worten: Er hatte Dreck am Stecken. Ich hatte ihn auf dem Törn davor kennengelernt. Der führte uns von Los Angeles (USA) die Baja California entlang südwärts nach Cabo San Lucas (Mexiko), wo ich das Schiff verließ, denn ich erlebte das erste und einzige Mal was so richtig Mobbing bedeutet. Aber das ist eine andere, wenig erfreuliche Geschichte.
Glücklicherweise hat Jork noch rechtzeitig vom derzeitigen Liegeplatz der „Sunstar“ erfahren. Sallust (86-36 v. Chr.) sagte mal: Der Plan, den man nicht ändern kann, ist schlecht. Der von Jork war gut und wurde dergestalt präzisiert, dass uns ein Taxitransporter zum Grenzort 


an der Grenze zu Guatemala bringen sollte. Bis zur mexikanischen Grenze waren das so 300 km und bis zum Hafen, dem Puerto Chiapas in Mexiko noch mal so an die 30 km. Der Grenzort hieß Ciudad Tecún Umán in der Nähe von Tapachula. Die Fahrt dorthin führte uns tagsüber durch eine malerische Landschaft, nur unterbrochen von einer kurzen Rast, natürlich mit saftigen Tacos und Tortillas. Im Grenzort angekommen, erklärte der Taxifahrer, dass für ihn hier Sense ist, nach Mexiko fahren kommt für ihn nicht infrage. Planänderung. Jork hat ein ausgeprägtes Organisationstalent, welches er hier ungehindert, denn wir anderen standen ziemlich doof da, entfalten konnte. Er organisierte zwei Burschen, welche mit ihren Handkarren sonst den kleinen Warenverkehr zwischen den beiden Ländern bewältigten. Die Jungs waren glücklich über den Auftrag, denn um die Weihnachtszeit erstirbt in diesen Ländern so einigermaßen alles, was der allgemeinen Bereicherung und Produktivität förderlich ist.
Wir hatten den 23. Dezember, die Menschen in Fest- und Feierlaune, überall in und an den Geschäften sowie öffentlichen Gebäuden grüßten glitzernd diverse Weihnachtsmänner, Engel, Elche mit Schlitten, also der ganze Weihnachtskram mit Kunstschnee (!) und Weihnachtsbäumen. Der Kommerz hatte also auch hier mit Dschingelbell und dem ganzen Gedudel Einzug gehalten. Das bei + 28° C. Irgendwie hatten wir so etwas, wie ein Déjàvu. Eben "Feliz Navidad". Ungeachtet dieser Irritationen und angefeuert durch die Aussicht auf einen Zusatzverdienst legten sich die Jungs derart ins Zeug, so, dass wir kaum hinterherkamen, als es über die lange Brücke nach Mexiko ging. Ich war froh, dass es eine Brücke mit Geländer war, denn ich befürchtete schon, dass die Jungs bei dem Tempo sich seitwärts mit unserer kostbaren Fracht in die Büsche schlagen würden. Taten sie aber nicht. Sie verabschiedeten sich lautstark, was ich etwa wie „Frohe Weihnachten“ interpretierte.
Es war Abend geworden. In diesen Breitengraden wird es so gegen 18.00 Uhr duster. Zoll- und Immigrationsbeamte sahen aus, als warteten sie auf den Weihnachtsmann und betrachteten uns eher als Störfaktor. Dem entsprechend rasch war denn auch die Abfertigung und uns erwarteten zwei schnell herbeigerufene Taxsis, deren Besitzer ebenso strahlten wie die beiden Jungs mit ihren Karren. Dann begann unsere Fahrt in die schwül warme Nacht des vorweihnachtlichen Mexiko.
Unterbrochen wurde die eigentlich kurze Fahrt zum Puerto Chiapas nur zweimal, als am Straßenrand vor hell flackerndem Feuer, schwer bewaffnetes Militärs auftauchten, welche uns zum Halten zwangen. Die Taxifahrer, mit den Gegebenheiten offensichtlich vertraut, palaverten mit den grimmigen Gestalten. Diese wiederum, wohl um der Ordnung Genüge zu tun, durchwühlten nur oberflächlich unser Gepäck. Als sie keine Maschinengewehre und andere Mordinstrumente fanden, ließen sie uns ziehen. So kamen wir an das große Tor zur Hafenanlage. Das war zu. Nicht gut, denn das stand dem Plan im Wege. Malte, wie eh und je ein pfiffiges Kerlchen, stellte fest, dass sich links und rechts von dem Tor keinerlei Hindernisse auftaten und das Tor von der anderen Seite betrachtet, nur mit einem losen Haken verschlossen war. Wieder im Plan fuhren wir auf den Pier und verabschiedeten die Taxifahrer.

Aus des Winters eisiger Kälte ....

.... in tropische Gefilde. V.l.n.r. meine Frau Adelin, ich selbst und meine Tochter Susanne

Die köstlichen Tacos sowie die Enchiladas wurden Hauptnahrungsmittel

Da standen wir nun und stellten fest, dass wir wieder nicht im Plan waren. Vor uns am Pier lag ein Baggerschiff der mexikanischen Kriegsmarine. Alles finster, alles schlief selig. Dahinter machten wir neben einer anderen Jacht das Ziel unserer Wünsche aus. Die SY „Sunstar“. Wunderschön im Mondschein und nur etwa 200 m entfernt (ebenfalls finster) auf dem glitzernden Wasser. Vom daneben liegenden Schiff war Musik zu hören. Entgegen aller mexikanischen Gesetze hinsichtlich der Wahrung der Nachtruhe, bildeten wir einen Chor, welcher rhythmisch in die Nacht: „Sun …Staaar“ hinausbrüllte. Um an Bord zu kommen, war das unsere einzige Möglichkeit auf uns aufmerksam zu machen. Das Ergebnis weckte in uns tiefe Schuldgefühle, denn die Crew, von dem vor uns liegenden Krieger wurde ob unseres Geschreis munter. Der capitán befahl zwei seiner Matrosen ins Beiboot und uns samt Gepäck dazu. Er war nicht sauer. Alles ging sehr schnell und professionell über die Bühne. Ich nehme an, er dachte, je schneller ich die alemán loswerde, desto eher komme ich wieder in die Kiste. Er hatte ja recht. Jork hat sich bei ihm mit Rotwein bedankt und so die Freundschaft Mexiko – Deutschland gefestigt.

Weihnachten mit Dresdner Stollen und Neujahr mit Rum ´n Coke in den Tropen
Besagter Jens war mit der Dame seines Herzens auf dem Nachbarschiff – ein Franzose und feierte mit denen irgendwie Abschied. Lautstark. Deshalb wurde unser ebenfalls lautstark vorgetragener Wunsch endlich an Bord zu kommen überhört. Es war spät geworden und nach einem Schlummertrunk schliefen wir dem Heiligabend entgegen. An diesem schönen warmen Vormittag verbrachten wir den Jens und seine Dame zum nächsten Busstopp von wo sie auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Da wussten wir noch nicht, dass seine Hinterlassenschaft uns noch große Schwierigkeiten bereiten sollte. Wir verproviantierten uns erst einmal für die Feiertage und machten uns in aller Gemütlichkeit ein schönes Weihnachtsfest. Jeder hatte dafür eine Kleinigkeit mitgebracht. Bei mir und Ali war es ein Dresdner Weihnachtsstollen, welcher tropenfest in der Blechschachtel verpackt war. Jork überraschte uns am 1. Weihnachtsfeiertag mit einem Hai, welchen er für 50 Cent einem Fischer abkaufte. Der war glücklicherweise tot. Der Hai. Er drückte ihn mir wortlos in die Hände, was mich zu der Frage veranlasste, ob ich damit das Holz der Sitzflächen des Cockpits schleife oder ob ich ihn zubereiten sollte. Er entschied, dass Letzteres für unsere Gesundheit besser wäre und so verarbeitete ich den noch jungen Burschen nach reichlich wässern zu kräftig gewürzten Haifischsteaks.
Da der Anlasser tatsächlich Aussetzer hatte, entschied Jork auf der sicheren Seite zu bleiben und diesen in einer Autowerkstatt warten zu lassen. Es stirbt ein großer Plan an keinem Übel leichter, als am Verlust der Zeit. Wir waren mächtig in Zeitverzug geraten. Aber Jork plante, diesen Zeitverlust wieder aufzuholen. Inzwischen beschloss ich aus hygienischen Gründen in das warme Wasser der Bucht zu springen. Überrascht stellte ich fest, dass mir nicht einmal der Bauch nass wurde und ich bis zu den Knien im Schlamm stand.

Aus dieser Perspektive bemerkte ich auch, dass die „Sunstar“ kopflastig schräg im Wasser hing. Nicht viel, aber immerhin. Mit anderen Worten, das Schiff saß mit dem Hinterteil auf einer steil abfallenden Kante. Bei Ebbe war das ebenso. Ich machte Jork auf diesen, für ein Schiff ungewöhnlichen Zustand aufmerksam und wir verholten es einige Meter in tieferes Wasser. Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Nachdem der Anlasser seine Arbeit wieder aufgenommen hatte, legten wir ab und eine schöne Zeit begann mit der Fahrt an Guatemalas und El Salvadors Küste entlang Richtung Süd-West. Silvester feierten wir in einem Nest an der Bahia de Jiquilisco, El Salvador. Wir hatten viel Spaß und tanzten viel. Meine Frau war an Bord geblieben, um die Folgen der verfluchten Seekrankheit, welche sie immer wieder erwischte, auszukurieren. Als Getränk hatten wir Rum und Cola (Rum ´n Coke). Was anderes gab es nicht. Also Mischungsverhältnis 1 : 1. Also 1 Teil Cola für die Frauen und 1 Teil Rum für die Männer. Oder so ähnlich. Jedenfalls rutschten wir fröhlich ins Neue Jahr.
Die schönsten Naturschauspiele waren für mich immer wieder die Sonnenauf- und Untergänge mit ihren unnachahmlichen Farbenspielen. Der Übergang zur Nacht erfolgt schnell in diesen Breitengraden. Das Farbenspiel verblasst rasch und fast ohne Übergang entfaltet der Sternenhimmel seine ganze leuchtende Pracht. Sterne von Horizont zu Horizont – ein funkelndes Lichtermeer. Ab und zu schoss ein Meteorit über den Himmel und erhellte das ansonsten ruhige Meer. Das waren Augenblicke, an denen ich meine ganz persönliche Andacht hielt und aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Noch schöner wurde es, wenn wir uns mehr und mehr dem Äquator näherten und am südlichen Horizont das Sternbild „Kreuz des Südens“ auftauchte.
In solchen Nächten habe ich gerne die ungeliebte Wache nach Mitternacht übernommen. Auf meinem ersten Törn habe meinen Freund Jürgen immer gebeten: Jürgen, zeig mir meinen Stern. Nach diesem habe ich dann Kurs gehalten. Es war die Ruhe und die schönen Erlebnisse, welche mich in diesen klaren Nächten mit großer Freude erfüllt hatten. Einmal, es war auf einem Törn nach Madeira, spielte eine Schule Schwertwale steuerbords neben dem Schiff. Ich stand, nur vom Kompasslicht beleuchtet am Ruder. Das muss sie animiert haben, sich diesen Typen, der da oben rumsteht, näher anzusehen. Es war eine warme Nacht. Die Luken standen offen, als sie anfingen zu springen. Das Eintauchen war aber alles andere als elegant. Sie ließen sich neben mir mit voller Breitseite in die Wellen klatschen.
Wir kennen das als Arschbombe. Die Folgen waren sehr feucht. Ich bekam den Schwall warmes Wasser voll ab und war durchgeweicht. Bevor ich die offene Luke schließen konnte, weichte derselbe Schwall meine Mitsegler, welche selig schliefen, voll ein. Kreischend und schimpfend stürzten sie an Deck, um die Ursache dieser üblen Tat zu ergründen. Ich konnte nur verlegen auf diese schönen großen Tiere zeigen. Dass es Schwertwale waren, sah man an der weißen Zeichnung auf der Bauchseite. Irgendwann hörte ich sie kichern.

Unser Mitbringsel ein Dresdner Christstollen wurde begeistert angenommen

SY "SUNSTAR" im Hafen von Puerto Chiapas

Schwertwale (Orkas) sorgten für Aufregung. Bild: Robert Pittman - NOAA

Der Wind hatte nach West gedreht und eine gleichmäßige Brise ließ uns lautlos weiter unserem Ziel entgegenfahren. Ja, es waren wunderschöne Nächte vor der Küste Mittelamerikas. Bis auf eine erschreckende Ausnahme. Suse, mein Töchterchen stand am Ruder und wir unterhielten uns leise über die Dinge des Lebens. Als plötzlich neben dem Schiff ein dunkler Schatten auftauchte und noch einer. Es waren Fischer in offenen Booten ohne jegliches Licht. Nicht die kleinste Funzel. Sie verbrachten die Nacht auf dem Meer, um früh ihren Fang einzuholen. Nachts zogen sie eine Plane über das Boot, verkrochen sich darunter und schnarchten. Es war gespenstisch sie so plötzlich aus dem Dunkel auftauchen zu sehen. Nicht auszudenken, welche Folgen es gehabt hätte, eines dieser Boote zu rammen. Wir hätten sie glatt zertrümmert. Also hart Steuerbord und raus aus der Gefahrenzone. Draußen lauerte aber schon die nächste Gefahr. Das waren Stellnetze, welche in großen Feldern das Meer bedeckten. Diese waren nicht betonnt und nachts konnte man keinen Weg durch sie erkennen. Es gibt Gassen durch diese Felder, aber die kennen nur die Fischer, welche weit draußen ihrer nächtlichen Arbeit nachgingen. Mit der Romantik des schönen Sternenhimmels war es vorbei. Wir mussten höllisch aufpassen, um nicht hängenzubleiben.
Passiert war uns das auf dem Karibiktörn vor Guadeloupe, als uns nicht nur das Angelgeschirr flöten ging, sondern wir auch mit einem sanften, aber energischen Ruck an einem Tampen festhingen, der sich boshafter Weise auch noch um die Schraube wickelte. Schade um den schönen Tampen.
Also blieben wir tunlichst zwischen den Stellnetzen und den müden Fischern in ihren kleinen Booten. Der Morgen entschädigte uns für den ausgestandenen Schreck mit strahlendem Sonnenschein und abenteuerlichen Wolkengebilden. Diese Freude währte aber auch nicht lange, denn am Ufer sahen wir die zerstörerischen Folgen des letzten El Niño. Was für Gegensätze. Wir hatten wieder freie Fahrt und mit einem ablandigen Wind machten wir flotte Fahrt, welche in der kommenden Nacht uns dem nächsten Desaster entgegenbrachte. Hier sollte uns Jens Vermächtnis einholen.

Jens Vermächtnis und die lästige Planwirtschaft
Aus der Brecht´schen Ballade von der Unzulänglichkeit des menschlichen Planens: Ja, mach nur einen Plan! Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch’nen zweiten Plan - gehn tun sie beide nicht.
Meine Frau und ich schlummerten ruhig in der achterlichen Koje, wohl wissend, dass keine Gefahr droht, denn Malte stand am Ruder. Da wurde unser gemütliches Zweisammensein (also wir schliefen!) durch einen lärmenden splitterfasernackten Jork gestört, welcher rief: Schnell die Polster weg! Nanu, dachte ich, ist er vorne bei seiner Frau rausgeflogen und sucht sich eine neue Bleibe? Aber der Ernst in seiner Stimme ließ uns schnell zupacken und er verschwand, nachdem die Bodenbretter entfernt waren, kopfüber in Richtung Bilge. Seinen blanken Hintern guckten wir nicht lange an, denn er tauchte schnell wieder auf und zeigte uns die Ursache seines ungewöhnlichen Tuns. Am Heck pläbberte ein Wasserstrahl durch ein kleines Leck leise vor sich 

hin und hatte in den letzten Tagen die Bilge sukzessive und systematisch bis unter die Bodenbretter mit salzigem Wasser aus dem Pazifik gefüllt. Er hatte, ebenfalls in seiner Koje schlafend, ein fremdes gluckerndes Geräusch gehört, welches keinesfalls dem Inhalt der Flaschen im Schapp oder dem Brauchwasser in den Tanks zuzuordnen war. Jetzt nähere ich mich dem Thema „Pumpen“, welche ich in meiner ersten Geschichte schon erwähnt hatte. Also da gibt es die automatische Lenz- oder Bilgepumpe, welche automatisch, wenn der zugehörige Schwimmer den elektrischen Kontakt der Pumpe auslöst, diese in Betrieb setzt. Die zu unserer Bilgepumpe gehörende Stromversorgung erfolgte durch eine extra Batterie, welche unabhängig vom Bordnetz im Notfall immer verfügbar sein sollte. Die Pumpe hätte locker, so sie in Betrieb gesetzt worden wäre, das wenige eindringende Wasser wieder dorthin befördert, wo es hergekommen ist. Nämlich in den Pazifik. Tat sie aber nicht, denn eine blanke Stelle am durchhängenden Draht der Stromzuführung der Pumpe setzte diese kurzschlussmäßig außer Betrieb sowie die dazugehörige Batteriespannung auf Null.
Jetzt war schnelles Handeln angesagt. Eine Ersatzpumpe war zur Hand und wurde montiert sowie die Maschine angelassen. Das Abpumpen ging flott vonstatten und bald war die Bilge trocken, der Kurzschluss beseitigt und es blieb nur noch das verdammte Leck, welches vom Schiffsinneren nicht erreichbar war.
Es wurde die Karte zu Rate gezogen und als nächste Möglichkeit einer Reparatur die kleine Stadt La Union an der Bay of Fonseca in El Salvador ausgemacht. Allerdings konnte man den Seekarten sehr wenige Informationen entnehmen, was so auf dem Land passiert. Es sind eben See- und keine Landkarten. Also wurde dieses Städtchen auf Verdacht angesteuert. Zu unserer Freude entdeckten wir im Dunst des Morgengrauens am Horizont die Silhouette eines Kranes aufragen. Wir machten am zugehörigen Pier fest und warteten, bis die einheimischen Werktätigen munter wurden. Nachdem unser Anliegen bekannt wurde und der Eigner des Kranes herbeigerufen war, sammelte sich eine ganze Schar Neugieriger, von denen jeder Vorschläge zur Behebung des Schadens machte. Was für ein Palaver.
Entschieden wurde, dass Schiff am Heck aus dem Wasser zu heben, den Schaden gründlich zu begutachten und letztendlich fachmännisch zu reparieren. Gesagt, getan, die „Sunstar“ hob den Hintern aus dem Wasser. Was wir sahen, verblüffte uns doch. Besagter Jens hatte, als er sich im Puerto Chiapas häuslich einrichtete, bei Flut die „Sunstar“ geankert. No hay problema. Bei Ebbe und Wind aus Süd-West setzte das Heck auf die Kante auf, in deren Schlamm ich schon gestanden hatte. Das bewirkte, dass die Schutzvorrichtung für die Schiffsschraube, also der Schutzring, zwar die Schraube schützte, aber selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mit anderen Worten: Die Befestigung des Ringes an Steuerbord war aus dem Rumpf herausgerissen und hinterließ ein hässliches grob zerfasertes Loch. Der Rest hing auf „Halbfünfe“. Da der Schutzring, unbrauchbar geworden, entfernt werden musste, waren zwei Löcher zu stopfen. Das geschah fachmännisch mit einem selbst härtenden Spezialkleber nach dem Motto: Man kann nicht zu viel, wohl aber zu wenig härten! Das brachte wiederum einen gehörigen Zeitverzug im Zeitplan.

Suse am Ruder

Das Heck der SUNSTAR ist aus dem Wasser

Jork bereitet sich auf eine Operation der Wasserpumpe vor.

Die folgenden Tage verliefen ohne Hektik und in voller Harmonie. Ich lernte von Malte die einfache Zubereitung von Avocadocreme, welcher auf frisch zubereiteten Tortillas ein Hochgenuss ist. Ich habe es als “Maltes Sunstarcrem” in die Rezeptsammlung des Kochbuches aufgenommen.
Das Ankern in malerischen Buchten war mit viel Spaß verbunden. So wurde einmal meine Frau beim Schnorcheln von einem großen Kofferfisch belästigt, welcher sich da als Platzhalter aufspielte. Ich verteidigte mein Weibchen, indem ich diesen bedrohlich wirkenden Burschen unter Wasser anbrüllte. Das ist gar nicht so einfach. Man muss nämlich rechtzeitig die Klappe zumachen, bevor alle Luft raus ist. Sonst kann man viel Wasser schlucken.
Letztendlich stellten wir fest, dass wir wieder ein Problem mit dem Törnplan hatten. Während einem Landgang in Quepos, Costa Rica, wurde langsam klar, dass der Termin für den geplanten Rückflug nach Hause von Panama Stadt nicht mehr zu halten war. Die Tickets waren aber schon bezahlt. Außerdem wartete in Panama am Balboa Yacht Club die neue Crew. Also ein neuer Plan musste her.
Dieser sah so aus, dass wir einen Hafen suchten, welcher entweder eine Bahn- oder Busverbindung nach Panama hatte oder/ und einen Flugplatz. Wie gesagt, wir hatten See- und keine Landkarten. Aber es fand sich in irgendwelchen Reiseunterlagen eine Karte großen Maßstabes von Mittelamerika. Darauf war die Stadt Puerto Armuelles verzeichnet - sowohl mit einem Flugplatz als auch mit einer Eisenbahnstrecke. Da das eine größere Stadt war, lag die Möglichkeit einer Fernbusverbindung nahe. Also steuerten wir voll Zuversicht diesen Hafen an, mit der Absicht alle anderen, außer Jork und mir zu verabschieden und sie auf dem schnelleren Land- oder Luftweg nach Panama zu expedieren. Wir beide wollten dann auf schnellsten Weg mit der „Sunstar“ Panama erreichen. So der Plan.

Die Verabschiedung unserer Lieben und 50 kg Grapefruit satt
Alle Absicht und Theorie wird an der Erkenntnis über die Realität zuschanden, aber man muss die Möglichkeiten nutzen. Das Erste, was wir sahen, als wir uns der Stadt näherten, war eine beeindruckend große Verladebrücke. Wir machten fest und erfuhren vom Chef der Zollstation die für uns niederschmetternden Informationen, dass die Haupteinnahmequelle der Stadt, die Bananenproduktion und Verschiffung, eingestellt war. Die Plantagen waren aufgegeben, der Flugplatz hatte den Betrieb eingestellt und die Eisenbahnstrecke war abgebaut.

Eine Busverbindung zur nächst großen Stadt erfolgte zweimal die Woche. Irgendwann. Puerto Armuelles war einst ein blühender Bananenhafen mit separatem Tiefwasserhafen für die Verladung von Bananen und Öl. Das Bananenunternehmen „Puerto Armuelles Fruit Company“ (eine Chiquita-Niederlassung) war insolvent. Die EU hatte den Import von Bananen aus dieser Region eingestellt, zahlte horrende Summen an Chiquita als Abstand und bezog die Bananen aus den von Frankreich bevorzugten Anbaugebieten. Die arbeitslos gewordenen Plantagenarbeiter aus Puerto Armuelles sahen keinen Cent und machten Neese.
Jork hatte dem Chef vom Zoll unser Problem ausführlich geschildert und der freute sich, gegen ein Entgelt natürlich, uns helfen zu können. Alle freuten sich. Zoll und Immigration hatten endlich wieder mal was zu tun, der Chef konnte sich etwas Geld verdienen und wir waren froh, dass alle unsere Lieben das Flugzeug in Panama erreichen konnten. Das war die Nutzung der Möglichkeit. Der Chef besaß einen Pickup. Die „Interamericana“ (Pan-American Highway) war nur etwa 40 km entfernt und im Ort gab es einen Ticketverkauf von Greyhound. Dieses bekannte Busunternehmen fährt auf der Carretera Centroamericana 1 (CA-1) eigentlich von Alaska bis Feuerland und auch durch Panama Stadt. Sogar mit Halt am Flugplatz. Bis dahin waren es nur etwa 500 km. No hay problema. Es así de fácil. Meine liebe Frau erzählte mir später, dass die Fahrt so 6 Stunden dauerte, unterwegs kurze Rastpausen eingelegt wurden und sie wegen der auf volle Pulle laufenden Klimaanlage in dem Grauen Hund fürchterlich gefroren hat. Der Busfahrer hatte die Anlage stur auf 18°C bei einer Außentemperatur von 30°C gedimmt. Sehr erfrischend. Aber das scheint in den tropischen Ländern ohnehin der Ausdruck von Luxus zu sein. Übrigens verlief ihr Rückflug nach Berlin reibungslos.
Nach der herzlichen Verabschiedung unserer Lieben begann ein ziemlich anstrengender Teil unseres Törns. Zuvor erstanden wir von einem Straßenhändler für 10 $ einen großen Sack mit herrlichen Grapefruit, den der Gute sogar noch bis zum Schiff schleppte. Den Sack wollte er aber zurück. Die anstehenden etwa 300 sm hatten wir deshalb keinen Skorbut zu befürchten und Getränke satt in der dicken Schale. Wir vereinbarten, dass jeder so lange Ruder geht, bis er richtig müde wird. Geschlafen wurde im Salon. Der Kurs war abgesteckt und die Wegpunkte ins GPS eingegeben. Die flotte Fahrt ging an der wildromantischen Küste Panamas entlang, welche mit einer üppigen tropischen Vegetation und hohen Bergen bei mir einen tiefen Eindruck hinterließ. Schade war, dass wir nicht in einer der schönen Buchten ankern konnten, um in einer der zahlreichen Bananen bzw. Ananasplantagen „einzukaufen“.

Seebrücke von Puerto Armuelles, Altes Dock Bild: Dr. Ariel Rodríguez-Vargas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die wilde Küste Panamas

So kamen wir mit 18 Stunden Verspätung todmüde vor dem Balboa Yacht Club in Panama an und machten an einer Mooring unweit des langen Steges fest. So richtig munter wurde ich wieder, als ich mir an der Belegleine den linken Daumen quetschte. Der Festmacher hat mich getröstet.

Die Passage des Panamakanals und warum ich ein Kochbuch schreiben wollte
Die neue Crew war es zufrieden, denn Ingeborg hatte wohl vom Flugplatz aus, eine Nachricht über unsere Verspätung telefonisch dem Hafenmeister übermitteln lassen. Diese trafen wir denn auch im Balboa Yacht Club, bei bester Laune und voll Abenteuerlust. Nun galt es die Passage des Panamakanals vorzubereiten sowie am Flugplatz unsere Flugtickets zu verlängern. Wenn wir schon mal da sind, wollten wir natürlich auch das Erlebnis der Passage haben. Ich habe mich über den Entschluss von Jork sehr gefreut.
Der Aufenthalt auf dem Liegeplatz vor dem BYC erwies sich schon wegen der Nähe zum Steg sehr günstig. Ein 24-Stunden-Wassertaxi-Service brachte uns die erforderliche Unabhängigkeit, denn die neue Crew musste sich mit Lebensmitteln für ihren weiteren Törn nach Cuba eindecken und wir mussten die Formalitäten für die Hafenpassage und unseren Rückflug erledigen. Der Ge-brauch der Dingis war generell untersagt. War auch besser so, denn wir wurden über sehr viel Diebstähle informiert. Während die neue Crew noch einen Ausflug absolvierte, begaben wir uns zum Flugplatz, wo Jork mit der ihm eigenen Beredsamkeit die Dame am Ticketschalter bezirzte: ach, dieser schreckliche Motorschaden! Unsere Tickets wurden nicht storniert, sondern großzügig verlängert.
Als wir uns auf dem Rückweg die historische Altstadt ansahen, trug ich den Schriftkram in einer Plastiktüte. Die Altstadt war wirklich alt und noch dazu kriminell. Als man uns später von einem Besuch hinsichtlich der Überfälle abriet, war es schon zu spät. Wir hatten und wir wurden. Es geschah mitten auf einer belebten Straße, wo Kinder Fußball spielten, als Jork und ich von hinten wenig liebevoll aber dafür heftig umarmt wurden. Bei mir kam noch ein Messer zum Einsatz, was, wie ich später feststellte, ziemlich verrostet war. Ärgerlich war, dass mein schönes Leinenhemd ein unschönes Loch davontrug und gut war, das mein Rücken kein solches aufwies. Jork wurde festgehalten und bei mir machten sich zwei junge Burschen sowohl am Fotoapparat als auch an der Plastiktüte zu schaffen. Das gefiel mir gar nicht, denn das Objekt der Begierde enthielten schließlich unsere Flugtickets und der Fotoapparat wertvolles Beweismaterial. Wobei die Flugtickets das Wertvollste waren. Jedenfalls wehrten wir uns heftig und da ich in meinem Früher mal gelernt hatte, wohin man treten muss, wenn einer Böses will, tat ich das auch. Jedenfalls verschaffte unser wehrhaftes Verhalten dem Polizeiauto, welches sich gemächlich näherte, die nötige Zeit den Tatort zu erreichen sowie den Straßenräubern den selbigen fluchtartig ohne Beute und unter Zurücklassung eben des rostigen Stechers und diverser Teile eines Walkmans, zu verlassen. Den Polizisten erteilten wir eine Absage, sie zu einem längeren Verhör zu begleiten bzw. eine Anklage zu erheben. Denn wir hatten einen neuen Zeitplan und den gedachten wir unbedingt einzuhalten. Dem bis an die Zähne bewaffneter Wachmann am gegenüberliegenden Restaurant haben wir eine abwechslungsreiche Unterhaltung geliefert, denn er hatte schließlich eine andere Aufgabe, als irgendwelchen Touris zu helfen. Auf Hilfe von den überall in den Geschäften anwesenden security men darf man nicht hoffen. Sie sind nur für das Geschäft verantwortlich, aber nicht für den Kunden oder irgendeinen Touri.

Soviel zu den paradiesischen Zuständen in dem sonst reizvollen Land. Grund genug die neue Crew von den Aktivitäten der Jugend Panamas zu warnen. Bleibt hübsch zusammen und passt auf. Der nächste Weg war zur Kanalbehörde, um unser Anliegen vorzubringen, ihren Kanal für eine Passage zum Atlantik zu nutzen. Zuerst aber mussten die Ingenieure der Kanalbehörde die „SUNSTAR“ vermessen, denn nach deren Angaben wurde die Gebühr festgelegt. Diese kamen auch am nächsten Tag an Bord. Jork war nicht da und so bewirtete ich sie mit Cola und beantwortete getreulich nach besten Wissen und Gewissen ihre manchmal sehr komplizierten Fragen. So wollten sie z.B. von mir wissen, ob die Schiffsschraube sich rechts- oder linksherum dreht. Eine Frage der deutschen Bürokratie würdig. Um nicht unwissend und dumm dazustehen behauptete ich selbstsicher: Rechts herum. Glücklicherweise kam Jork zurück und erlöste mich vor weiteren derartigen Fragen. Jork sagte dann: Links herum. Ich sagte: Das ist zwar völlig ohne Bedeutung, aber es kommt darauf an, aus welcher Richtung man schaut.
Die Anmeldung bei der Kanalbehörde verlief erfolgreich und wir erhielten jede Menge Auflagen, Hinweise und Verpflichtungen. Zuerst hieß es Zahlen - Grundgebühr und Kaution. Das waren für die „Sunstar“ 700,00 $, mit zusätzlicher Kaution. Die bekam Jork wieder. Es musste cash gezahlt werden. Dementsprechend standen im Büro der Kanalbehörde die Anwärter für eine Passage mit unterschiedlich großen Behältnissen bereit um zu Löhnen. Bei Jork reichte sein Geldgürtel. Die Bewachung war wie in einem Hochsicherheitstrakt. Wir bekamen den Termin, wann der Lotse an Bord kommt und wann es dann endlich losgehen sollte. Professionelle Linehander an Bord brauchten wir nicht, wir sollten das selbst erledigen.
Die Auflagen waren nicht wenige. So mussten vier Leinen, jede 40 m lang und mindestens 1 inch dick, bitteschön mit gespleißter Schlinge und kein Palstek, bereitliegen. So lernte ich das Spleißen von dicken Leinen und das richtige herumfummeln mit den einzelnen Kardeelen. Zur Ausrüstung kamen ausreichend Fender in Form von Autoreifen. Das war Pflicht. Man warnte uns die eigenen Fender zu benutzen, denn diese würden am Waschbeton der Schleusenmauern die Fahrt nicht überleben. Also handelte Jork, für 4,00 $ das Stück, diverse Autoreifen ein, welche in Müllbeutel gesteckt, nicht um der Schönheit willen, sondern um hässliche schwarze Schleifspuren zu verhindern, außenbords ihre Aufgabe erfüllen sollten. Was sie zu unserer Freude auch taten.
Diese Reifen konnte er dann in Colon auf der Atlantikseite wieder an Schleusenanwärter verkaufen. Die Formalitäten waren erledigt und die Jungs von der neuen Crew hatten sich inzwischen für ihren Törn bevorratet und gestaut. Als wir von unseren Behödengängen zurückkamen, saßen die Jungs ganz relaxt mit einer Büchs Bier im Cockpit und schwafelten. Ich wunderte mich nur über ihren Fleiß und ihre Schnelligkeit alles gestaut zu haben.
Nun hatte ich auf unserer Besichtigungstour einem Markt entdeckt, auf dem Dill angeboten wurde. Vielleicht von den dort ansässigen Schweden. Mir kam da eine prima Idee für unser gemeinsames letztes Abendessen. Ich beschloss, das aromatisch herzhafte Gericht "Berliner Schmorgurke" zu kochen. Dazu sollten die Jungs 2 kg Hackfleisch, 3 kg Gurken, viel Dill und Knoblauch einkaufen. Meerrettich war noch an Bord. Kartoffeln hatten sie ohnehin auf dem Plan. Sie haben alles getreulich besorgt und ich machte mich an die Arbeit. Dabei stellte ich fest, dass meine neuen Hilfskräfte genau die Fehler machten, welche ich in der 2. Geschichte bereits erwähnt hatte. Sie schälten die Kartoffeln nicht, sondern sie schnitzten die Schale unter großen Verlusten an Substanz einfach ab. Was für ein Frevel. Ich klärte sie mit missionarischem Eifer über den Kostenfaktor auf. 

Panama-Altstadt. Der Ort des Überfalls. Die Jungs im Hintergrund sind offensichtlich die Gauner. Anschließend war die Strasse wie leer gefegt.

Berliner Schmorgurke: Hack, Gurke, Kartoffeln und vor allem Dill.

Der Old Balboa-Yachtclub vor dem vernichtendem Brand im Februar 1999. Der Club sah außen ziemlich schäbig aus. Aber die Bar unten war ein Traum.

Beim Kochen bemerkte ich, dass fast die Hälfte der eingekauften Kartoffeln verbraucht war. Das machte mich stutzig und ich ließ mir den Umfang ihrer Einkaufstätigkeit sowie die dazu erforderlichen Berechnungsgrundlagen erläutern. Damit hatte ich nach dem Abendessen ein ausführliches Gesprächsthema. Außerdem wurde mir klar, warum die Jungs so schnell mit Stauen fertig waren. Mein Abendessen war übrigens ein großer Erfolg und sie erwähnten beiläufig, dass sie nie geglaubt hätten, dass es im Osten (Berlin gehört irgendwie dazu) so tolle Sachen gibt.
Bei unserem Gespräch stellte ich fest, dass sie mit der Menge der eingekauften Produkte gerade mal vier Tage auf dem Törn nach Cuba gereicht hätten, der so zehn Tage dauert und sie dann dazu übergehen müssten, ihre Ledergürtel zu kochen. Keine verlockenden Aussichten, denn auch in Cuba neue Lebensmittel zu erstehen, stößt da auf gewisse Schwierigkeiten. Angebotsmäßig. Es gibt da zwar Dollarläden, aber mit einem begrenzten Angebot.
Ich empfahl ihnen daher, da sie nach den Bahamas weiter wollten, vorher Jamaika oder die Caiman-Inseln anzulaufen und dort das Bruttosozialprodukt in die Höhe zu treiben. Cuba sollten sie für die Ergänzung der Lebensmittelvorräte, außer Rum, vergessen. Dann gab ich ihnen noch den Tipp, nach der Passage des Kanals, die letzte Möglichkeit eines wohl berechneten Einkaufs in Colon in Betracht zu ziehen. Gemeinsam erstellten wir noch eine Einkaufsliste, welche sie ob noch einzukaufenden Menge Lebensmittel und Toilettenartikeln schon in´s Staunen versetzte. Aber wie schon gesagt: Bleibt hübsch zusammen und passt auf. Dann stellte ich noch fest, dass sie für das Wenige, was sie eingekauft hatten, keinen Stauplan hatten. Ich empfahl ihnen einen Mitsegler als Proviantmeister zu benennen, damit wenigstens einer Kenntnis davon hat, wo was gestaut ist und die Übersicht behält.
Meine Ratschläge hatten zur Folge, dass die Jungs mir eine Kette mit einer Eisenkugel am Bein anbringen und ansonsten mich in die Pantry Zwangsverpflichten wollten. Ich lehnte eine Weiterfahrt mit dem Hinweis auf unseren Zeitplan dankend ab. Bitte nicht schon wieder einen neuen Plan. Schlussfolgernd aus diesem intensiven Gespräch über die Versorgung einer Crew, beschloss ich, alles aufzuschreiben. Aus diesem Vorhaben entstand in den folgenden Jahren die Niederschrift: Dem kochwilligen Blauwassersegler. Gewidmet denen, welche wunderbar segeln, aber nicht kochen können.

Der Panamakanal und ein müder Pilot
Nachdem wir alle Befindlichkeiten geklärt und nach einem ausgedehntem sundowner gut geschlafen hatten, hieß es beizeiten klar Schiff machen, denn der Pilot oder Advisor oder Lotse hat sich für früh 5:00 Uhr Ortszeit angesagt. Der Junge war pünktlich, also legten wir ab und bezogen Position in der Wartezone und warteten auf das Kommando zur Einfahrt in die erste der Miraflores-Schleusen. Als es hell wurde, sahen wir die mächtigen Schleusentore und mit Respekt den großen Container, welcher aus der anderen Schleusenkammer ausfuhr.

Verwundert stellten wir fest, dass vor uns ein großer Frachter in die Schleusenkammer einfuhr. Uns war klar, dass wir nicht allein die teuren Schleusenfahrten machen können, aber gleich mit solch einem großen Eumel? Alles war bereit, die Linehander auf dem Schiff bestimmt, die Fender (Autoreifen) ausgebracht sowie die vier 40 m-Leinen ordentlich in sauberen Ringen und ohne Kinken aufgelegt, unter der Reling nach draußen geführt und die gespleißten Schlaufen außen über die Reling gehängt. Ich war also jetzt ebenfalls ein Linehander auf einem Handliner, eingewiesen und belehrt, mit Arbeitshandschuhen auf meinem Posten am Bug. An meiner Seite ein dicker blauer Fender für den Notfall und den sollte ich brauchen. Mein Schleusenabitur hatte ich schon auf einer Überführung von Potsdam nach Hamburg in den Schleusen des Mittellandkanals gemacht. Aber gegen die Anforderungen im Panamakanal war das eher die Aufnahmeprüfung für den Kindergarten.
Dazu kamen die Erzählungen des Pilot über die Unglücke während des Schleusens. Also hieß es, aufpassen, das Schlimmste annehmen und das Beste hoffen. Dann kam das Signal ebenfalls einzufahren und hinter dem großen Teil vor uns an der Steuerbordseite festzumachen. Wir waren die Einzigen und mussten nicht Centerlock, also in der Mitte der Schleuse mit vier langen Leinen zu den Wänden oder als "Raft" oder "Nest", drei Boote zusammen ins Päckchen. Das erleichterte natürlich das ganze Prozedere.
Bevor wir das mächtige Schleusentor passierten, kam von oben ein Pfiff und danach die Wurfleinen der Linhander an Land. Ich zog rechtzeitig meine Birne ein und die „Monkeyfist“ (Affenfaust) knallte aufs Deck. Ich verband die Wurfleine rasch mit meiner Leine. Das Gleiche passierte am Heck. Unsere Linhander an Land holten die Leinen zu sich hinüber, gingen mit dem Schiff mit und belegten oben die großen Poller. Der Panamakanal hatte inzwischen seine 85 Jahre auf dem Buckel und entsprechend sahen die Betonwände der Schleusen aus. Faustgroße Kiesel ragten ausgewaschen aus dem Beton und machten die rauen Kanalmauern zu einem überdimensionalen Schmirgelpapier. Da waren die Autoreifen tatsächlich die richtige Alternative.
Die Tore schlossen sich, irgendwo bimmelte es und von unten schoss das Wasser in die Schleusenkammer, stieg sehr schnell und brachte uns zum Schaukeln. Immer die Leinen schön straff halten. Das war alles nicht weiter schlimm, bis zu dem Moment als die Fahrt in die nächste Schleusenkammer begann. Der Frachter vor uns wurde von den Elektroloks (Mulis), links und rechts von den Kammerwänden zentimetergenau auf Abstand gehalten. Mit dem Abstand halten war es wohl doch nicht so exakt, denn wir sahen viele Frachter, welche mächtige Schrammen an den Bordwänden aufwiesen. Als die Schleusentore sich vor uns öffneten, unterstützte der Frachter die Mulis, indem er mit kleiner Fahrt in die nächste Kammer fuhr. Da wurde es denn doch ungemütlich. Ich hatte zu tun, den Bug des Schiffes in diesem Wildwasser mit meinem dicken Fender davon abzuhalten an die Betonmauer zu knallen. Gleichzeitig musste ich Leine nachlassen, denn die Linhander oben hatten die Leinen gelöst und schleppten sie, uns folgend, in die nächste Kammer. Ich hatte richtig zu tun.

Diese Videos von You Tube zeigen das, was man schwer beschreiben kann.

Der Panamakanal - eine ingenieurtechnische Meisterleistung

Street Food from Mexico. Tortillas and Fajitas schmecken sehr gut.

Bild oben: Die Puente de las Américas, zu Deutsch die Brücke der Amerikas (Nord- und Südamerika) ist eine Straßenbrücke in Panama. Sie überspannt den Panamakanal.
Bild unten: Die Verwaltung der Mirafloresschleusen

Bild oben: Warten auf die Einfahrt. Der Pilot erzählt uns schauerliche Geschichten
Bild unten: Einfahrt in die Mirafloresschleusen

Bild oben: Ausfahrt aus der obersten Schleuse hinter der PETROBULK SIRIUS in den Gatunsee
Bild unten: Auf dem Gatunsee zwischen malerischen tropischen Landschaften.

Derart eingestimmt, war das Passieren der folgenden Schleuse kein Problem. Jedoch warteten wir vorsichtshalber bis der große Pott vor uns in gebührendem Abstand war, bevor er in der Pedro-Miguel-Schleuse festmachte. Dann war es so weit und auch wir machten auf dem Kanal in Richtung Gatunsee große Fahrt voraus. Uns empfing eine ausgesprochen tropische und wenig besiedelte Landschaft.
Für die noch etwa 40 sm verbleibende Strecke berechneten wir 7 Stunden Fahrtzeit, so, dass wir die Chance hatten am Nachmittag so gegen 15.00 Uhr an den Schleusen von Gatun zu sein. Der Pilot erklärte uns, dass wir, halten wir die Zeit, ohne Verzug diese passieren könnten. Es wurde langsam Mittag und Zeit für mich, ein Mittagessen zuzubereiten. Ich machte einen großen Obst-salat aus Grapefruit (da waren immer noch welche da), Bananen, Ananas und Mangos. Diesen würzte ich mit Zucker sowie einer Prise Zimt und verfeinerte ihn mit dem Rest der in Rum eingelegten Rosinen. Es ergab für jeden eine ordentliche Portion, welche ich mit getoastetem Weißbrot auftischte. Das war bei 32° C genau das Richtige. Der Pilot war voll Lob, zeigte mit dem Daumen über die Schulter, sagte: immer den Tonnen nach bis ihr da seid und bat um eine Matratze. Da das Unüblich war (das mit der Matratze), er aber Sonderrechte besaß, machten wir ihm die Freude und er ratzte tatsächlich, bis ihn sein Sprechfunkgerät weckte. Er wurde gefragt, wo wir eigentlich bleiben, denn wir könnten sofort einfahren. Das war hinter den letzten Inseln zwischen all den wartenden Frachtern.
15 min später fuhren wir in die erste der drei Schleusen von Gatun in Richtung Atlantik ein. Schneller kann es nicht gehen. Wir Linehander bereiteten uns schnell vor und reichten den Kollegen an Land die Leinen. Diesmal gab es keine „Monkeyfists“, denn es ging ja abwärts. Das bedeutete, dass sie oben die Poller belegten und wir Linehander während der Abwärtsfahrt nur den Festmacher festhalten und nachlassen müssen.
Eine der Schauergeschichten des Pilot hatte sich mir nachdrücklich eingeprägt. Ein Holländer hatte den Festmacher vom Linehander entgegengenommen und ihn am Heck auf der Klampe belegt. Wohl aus Gewohnheit. Das Ergebnis der Gedankenlosigkeit war, dass der Bug ihres

Schiffes die Abwärtsfahrt mitmachte aber das Heck in der Luft hing. Großes Geschrei und nur der beherzte Schlag des Skippers mit einem Beil kappte den Tampen. Die Folge war, dass es einige Leichtverletzte gab und das Schiff jede Menge Wasser übernahm. Bei uns verlief alles reibungslos.
Wir waren als erste in der Schleuse und sahen mit Bedenken, dass sich hinter uns ein Kreuzfahrer bedrohlich näherte. Aber da die Jungs ihre Arbeit im Griff hatten, stoppte das Riesenteil rechtzeitig so 20 m hinter uns. Er sollte uns noch einen wertvollen Dienst erweisen. Auf dem Gardinendampfer waren die Aussichtsplattformen schwarz von Passagieren. Wir wurden beäugt. 
Die Schleusenfahrt verlief ruhiger als in den Miraflores-Schleusen und wir waren bald, noch vor dem Kreuzfahrer, in der Limon-Bay. Jork fragte, wo denn die kleine Marina sei (damals gab es sie noch) und unser Pilot zeigte ihm die Richtung. Getreulich folgte Jork dem Hinweis und wir verließen die Fahrrinne. Ein verhängnisvoller Entschluss, denn kaum waren wir von dieser so 50 m weg, gab es den schon bekannten, weichen aber nachhaltigen Ruck und wir saßen im Schlamm fest. Der Pilot war überrascht, reagierte aber sofort und bat seinen Kollegen auf dem hinter uns fahrenden Gardinendampfer eine Kohle zuzulegen. Mach Welle ! Das taten die denn auch und mit dem Schwell sowie volle Pulle rückwärts kamen wir frei. Dann kam das Lotsenboot längsseits und wir verabschiedeten unseren grinsenden Pilot. Der hätte eigentlich wissen müssen, dass die Fahrrinne regelmäßig ausgebaggert und der Dreck links und rechts von dieser verklappt wird.
Was soll´s. Wir hatten einen erlebnisreichen Tag, viele neue Eindrücke gewonnen und waren ohne Schaden am Ziel. Diesen Tag ließen wir vergnügt bei Cerveza Panama Lager (es ist trinkbar!) ausklingen.
Wir verabschiedeten uns mit letzten Instruktionen von der neuen Crew: Bleibt hübsch zusammen und passt auf. Der neue Skipper war auch noch nicht da, denn der hatte sich irgendwie verflogen und saß in Atlanta im Amiland fest. Er wurde einige Tage später erwartet. Also Zeit für die Jungs den Proviant in Cristóbal, ein Teil der Stadt Colón zu vervollständigen. Am kommenden Morgen erwartete uns ein Taxi, welches uns direkt zum Flugplatz brachte.

Der Pilot schnarcht

Die mächtigen Schleusentore

Ein Gardinendampfer folgt uns in die Gatunschleusen

Der Taxifahrer, ein Inder, ließ uns am Gedudel seiner heimatlichen Schlager teilhaben und fuhr uns ohne große Eile durch die Dschungellandschaft von Panama in Richtung Flugplatz. Donnerwetter (!), es war alles planmäßig verlaufen.

Ein saukalter Abschluss unseres Törns
Mit Air Panama ging es nach New York. Da verlief nichts mehr planmäßig. Ein Schneesturm hatte in Newark für Chaos gesorgt. Schneesturm? Eis? Winter? Ich wollte sofort zurück. Um diese Jahreszeit ist solches Wetter eigentlich normal im Amiland. Nur, ich muss gestehen, habe ich mich in keinster Weise auf die Heimreise vorbereitet und nicht daran gedacht, dass dort wo ich hinwollte, Winter ist.
„Willkommen in New York, der atemberaubendsten Stadt der Welt!“. Prima. Für mich stellte sich die Stadt nicht als „atemberaubend“, sondern als nass, nebelig und arschkalt heraus. Wir checkten aus, bekamen unser Gepäck und da alle Hotels in der Umgebung ausgebucht waren, stellten wir uns erst mal am Taxistand in einer langen Reihe Wartender an. Jork war zum Organisieren verschwunden und ich stand mit unserem Gepäck, erbärmlich frierend, in der immer länger werdenden Reihe. Bekleidet mit nur dünnen Turnschuhen, einer Leinenhose, kurzärmeligen Hemd sowie einem dünnen Blouson passte ich keinesfalls in den amerikanischen Winter. Die warmen Teile waren im Gepäck. Von 30° auf 0°. Ich wurde mitleidig angestaunt und gefragt, wo ich denn eigentlich herkomme. Ich klapperte: from panama. Als ich das sagte, seufzten einige Umstehende sehnsuchtsvoll: how wonderful. Mit freundlicher Duldung konnte ich mir wenigstens eine wärmere Jacke und meine Mütze aus dem Gepäck klauben. Da kam Jork mit der frohen Botschaft zurück, er habe so eine Art Sammeltaxi aufgetan, in dem noch zwei Plätze frei waren. Diese fuhren in ein Hotel in New York City, welches mit dem Renovieren nicht fertig, aber der besonderen Lage wegen, Gäste aufnahmen. Wir bekamen, oh Wunder, noch ein Doppelzimmer ohne breakfast und sonst recht trist. Egal. Da unser ausgefallener Flug, nach Ver-besserung der Wetterlage, am kommenden Tag zum späten Nachmittag starten sollte, beschloss Jork mir New York zu zeigen. Er hat dort einige Zeit gelebt und kannte sich aus.
Also lernte ich die Stadt bei Schneematsch und Schneeregen kennen. Nicht gerade tourimäßig ideal – aber immerhin konnte ich nicht meckern. Mir war eine zu erwartende Erkältung egal, denn die Gelegenheit diese berühmte Stadt gezeigt zu bekommen, noch dazu von einem Kundigen, war einmalig. 

Er konnte unglaublich organisieren. Darin war er einsame Spitze. Allerdings war … nein, das ist eine andere Geschichte. Nach einem kräftigen Frühstück in einem Restaurant um die Ecke machten wir uns auf die Socken. Mit dem Frühstück war das sehr interessant. In dem Lokal war Großbetrieb. Die Menschen dort, offensichtlich Newyorker hasteten zur Theke, schaufelten da was auf irgendwelche Unterlagen oder in Behältnisse, eilten zu einem Tisch um sofort wieder das Lokal zu verlassen. Wann haben die gefrühstückt? Also zuerst in den Liberty State Park, denn mein Fremdenführer wollte mir zuerst die Freiheitsstatue zeigen. Der Schneematsch lief mir in meine Turnschuhe und von der berühmten Dame sah ich nur die Füße und den kahlen Sockel. Immerhin, ich war dort gewesen. Dann landeten wir auf dem Broadway. Meine Güte, war die Straße lang. Diese führte uns zu World Trade Center. Da die Türme mit der oberen Hälfte in den tief hängenden Wolken verschwanden, machte es wenig Sinn nur die Wolken der Stadt von oben zu betrachten. Eigentlich schade, denn zwei Jahre später waren sie Teil der Weltgeschichte, viele Menschen, die Türme und die umliegenden Gebäude Opfer einer perfiden Verschwörung. Schließlich führte unser Weg mit der Subway zum Central Park, dessen Betreten wegen der Schneehöhe leichtsinnig gewesen wäre. So gelangten wir zu Tiffany an der Fifth Avenue, wo uns kein Schneematsch störte. Wir haben hier zwar nicht gefrühstückt, aber immerhin das Mitbringsel für unsere Frauen daheim erstanden. Alles in allem war mir New York während dieser Stippvisite als nasse, kalte und trübe Ansammlung langer Straßen und riesiger Häuser in Erinnerung geblieben. Immerhin, ich war dort gewesen.
Zurück in Newark, bereit zum Heimflug, Boarding für unseren Flug war bereits angesagt, mussten wir uns erst mal in die Reihe der Passagiere nach Europa einreihen. Die Reihe hatte mehr als tausend Anwärter auf irgendeinen Flug. Die anderen Reihen mit ebenso vielen Fluganwärtern waren eingeteilt nach den anderen Erdteilen. Geordnetes Chaos und Stimmengetöse in allen Sprachen der Welt. Ich hatte den Eindruck, dass alles gut im Griff war. Nun, Jork verschwand. Natürlich zum Organisieren. Wiedergekehrt, lotste er mich an den Menschenmassen vorbei, durch genervte Kontrollen ins Flugzeug. Wir waren wieder im Plan. Denn, dass die Dinge glattgehen, ist nur was für gewöhnliche Leute.

Es ist wohl dem überhöhten Verbrauch an Grapefruit in den letzten Tagen geschuldet, dass ich mir keine Erkältung eingefangen habe. Fazit auch dieses Törns war: Reise langsam und nimm dir Zeit. Reicht diese nicht, dann verzichte. Umso mehr erlebt man. Denn der Igel kann mehr von seinem Weg erzählen, als der Hase.

New York - nass, kalt, ungemütlich

Die Freiheitsstatue im Nebel verschwunden

Tortillas sollten längere Zeit in Form von Burritos, Fajitas, Chimichangas, Enchiladas, Quesadillas, Tacos, Flautas, Chalupas, Tamales oder Wraps mein Grundnahrungsmittel bleiben

Über den Wolken - Heimflug

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